• Die Bachschmerle - heute sehr selten in Südtirol
  • Hochrückige Seeforelle
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  • Dreistacheliger Stichling - Geschützte Kleinfischart in Südtirol
  • Bachforelle - die dominante Fischart der Fließgewässer Südtirols in mittleren bis hohen Lagen.
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  • Schuppenkarpfen
  • Dohlenkrebs - die einzige heimische Flusskrebsart in Südtirol.
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  • Äsche - das kleine Maul und die spitz zulaufende Pupille weisen auf einen Kleintierfresser hin.
  • Traumhafte Marmorata aus der Etsch
  • Kapitaler Flussbarsch auf Nymphe

"A" wie Allrounder: Der Aitel

"A" wie Alleskönner: Der Aitel ist der Allrounder unter den Fischarten Südtirols (Foto: Amt für Jagd und Fischerei)

Er ist der wahre Allrounder unter den Fischarten Südtirols: Squalius squalus, der Italienische Aitel. Wohl kein anderer Flossenträger kommt mit derart verschiedenen Lebensraumbedingungen zurecht und zudem versteht es der anpassungsfähige Karpfenfisch eine beeindruckende Vielfalt verschiedener Nahrungsressourcen zu nutzen. Der Aitel ist ein echter Alleskönner, extrem facettenreich hinsichtlich seiner Lebensweise und zudem auch ein interessanter, wenngleich hierzulande (zu) wenig beachteter Angelfisch. Der nachfolgende Artikel portraitiert den Allrounder der Fischfauna Südtirols.

Artenvielfalt und Verbreitung in Europa

Das menschliche Erinnerungsvermögen ist bekanntlich nicht unbegrenzt und reicht daher nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt in die Vergangenheit zurück. Zu allermeist sind die ältesten und ein Leben lang bleibenden Erinnerungen an besonders prägende Erlebnisse in der Kindheit gebunden. In meinem Fall ist diese erste klare Erinnerung, an welche ich selbst heute, über 30 Jahre später, klar und deutlich besinne, mit dem allerersten Fischfang verbunden. Geblieben ist der Eindruck des Fangplatzes, eine kleine Bucht am Lago di Santa Giustina nahe der Ortschaft Banco, im Hochsommer, ebenso wie der starke Geruch von süßem Dosenmais. Noch heute sehe ich wie die eigentlich viel zu große, knallrote Pose zu zucken beginnt und schließlich rasch seitlich abzieht. Mit Hilfe meines Vaters erfolgt der Anhieb und wenig später halte ich einen (für damalige Verhältnisse) schlichtweg riesigen, grau-braunen, eher schlanken Fisch mit spitzem Kopf und großem Maul in den Händen. Nervös und wohl ein wenig beängstigt rutscht mir der allererste Fang aus den Händen und fällt zurück ins Wasser. Es war ein Aitel, der Hauptdarsteller in dieser allerersten Erinnerung, die mir für immer erhalten bleiben wird.

Die Gruppe der Aitel, welche heute aus wissenschaftlicher Sicht der Gattung Squalius unterstellt wird, setzt sich aus einer Vielzahl von Europäischen Arten von ähnlich gebauten Karpfenfischen zusammen, welche die größte Vielfalt im Bereich des Mittelmeerraums und besonders auf der Iberischen Halbinsel und um Balkanraum erreicht. Die Gewässer Zentraleuropas werden von der Art Squalius cephalus besiedelt. Dagegen kommen in Italien mit Squalius albus, mit punktuellen Vorkommen in Mittelitalien und Squalius squalus, mit einem großen Verbreitungsgebiet über die Italienische Halbinsel, zwei eigenständige Arten von Aiteln vor. Zu zweiterer Art gehören auch die Bestände in Südtirol.

Aitel aus dem Marchfeldkanal bei Wien - im Vergleich zum Aitel in Südtirol weist die Mitteleuropäische Art rötlich gefärbte Bauch- und Afterflossen auf
Aitel aus dem Donau Gebiet

Vorkommen in Südtirol

Hierzulande kommt der Aitel, wie keine andere Fischart, mit den verschiedensten Gewässertypen zurecht. So besiedelt die anpassungsfähige Art gleichsam sommerwarme Seen und langsame fließende Gräben der Talsohle ebenso wie kühle Fließgewässer in mittleren und tiefen Lagen. Vor allem in der Etsch zwischen Meran und Salurn sowie in den damit in Zusammenhang stehenden Grabensystemen kommen starke Bestände des Aitels vor. Hier werden die Gräben vor allem als Laich- und Jungfischgewässer besiedelt, während größere Exemplare dann oft auch in den Hauptstrom der Etsch abwandern. Gerade im Bereich von Einmündungen kleinerer Fließgewässer, in strömungsberuhigten Bereichen hinter Brückenpfeilern und strukturreichen Innenkurven sind oftmals auch große Ansammlungen des geselligen Aitels mit bloßem Auge an der Wasseroberfläche zu erkennen. Daneben kommen starke Bestände des Karpfenfisches teilweise auch in Stauseen vor. So hat sich in den letzten Jahren im Walburger/Zoggler Stausee im Ultental ein starker Aitelbestand entwickelt, der bereits von der Staumauer aus an der Wasseroberfläche zu beobachten ist.

Strömungsberuhigte Abschnitte der Etsch beherbergen auch heute noch dichte Aitelbestände
Der Aitel kommt auch mit den Lebensbedingungen in Stauseen bestens zurecht
Sommerwarme Gräben - die nährstoff- und pflanzenreichen Gewässer bieten vor allem Karpfenfischen beste Lebensbedingungen
Fließgewässer_6
Quellgespeister Abzugsgraben der Talsohle
Großer Montiggler See
Kleiner Montiggler See

Merkmale und Aussehen

Der Aitel entspricht in Bezug auf die Körperform nicht dem Bauplan eines typischen Karpfenfisches. Im Vergleich zum “Prototyp-Karpfen” erscheint der Körper des Aitel ausgesprochen langgestreckt und torpedoförmig. Der Kopf ist langgestreckt und spitz zulaufend und trägt eine große, endständige Maulspalte. Das Schuppenkleid und die Flossen sind gräulich gefärbt. Damit unterscheidet sich der Italienische Aitel von seinem Verwandten nördlich der Alpen, der auffallend rot-orange farbige Bauch- und Afterflossen aufweist. Der Körper des Aitel ist mit sehr großen, dicken Rundschuppen bedeckt, deren Hinterrand dunkel gefärbt ist. Der Aitel erreicht hierzulande in den Hauptgewässern maximale Längen von etwa 60 Zentimetern und dann ein Gewicht von gut 2 Kilogramm.

Aitel (Fotos: Amt für Jagd und Fischerei)

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Lebensweise

Vielgestaltig ist der Aitel auch hinsichtlich seiner Lebensweise. Als Nahrungsquellen werden nahezu allen tierischen Ressourcen, wie Insekten und Insektenlarven, Weichtiere (Schnecken und Muscheln), Würmer, Kleinkrebse und im Falle von größeren Exemplaren auch Kleinfische und selbst Amphibien (Frösche) aufgenommen. Daneben nutzt der Allrounder Aitel auch pflanzliche Futterquellen im Gewässer und macht selbst vor ins Wasser fallende Früchte, wie Kirschen oder Weintrauben, nicht halt.

Der sehr gesellige Aitel lebt in größeren Gruppen mit etwa gleichaltrigen Artgenossen zusammen. In Fließgewässern stehen die Fische gerne im Strömungsschatten von Hindernissen und warten auf herantreibende Nahrung. In Seen sind größere Gruppen von Aiteln zumeist im Uferbereich auszumachen, wo sie nahe der Wasseroberfläche stehen und dann auch mit bloßem Auge auszumachen sind.

Die Laichzeit der Aitel findet im Frühsommer, hierzulande oft um Mitte Juni, statt. Dann suchen die Aitel in größeren Gruppen flache, kiesig-sandige Uferbereiche auf, um dort im sehr seichen Wasser laut platschend gemeinsam die Eier abzugeben.

Während die Bestände vieler anderer Fischarten in der Etsch, wie jene der Marmorierten Forelle und der Äsche, seit einiger Zeit rückläufig sind, scheinen die Vorkommen des Aitels nach wie vor einigermaßen intakt zu sein. Möglicherweise stellt die Etsch, wenngleich das Hauptgewässer stark kanalartig verbaut ist, aufgrund einer Vielzahl von einmündenden Gräben für die anpassungsfähige Fischart noch ausreichend Laich- und Jungfischlebensräume zur Verfügung. Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine intensive Instandhaltung der Gräben, mitsamt periodischen Mäharbeiten, gerade auch für die Jungfische des Aitels als sehr schädlich einzustufen sind.

Text und Fotos: FishFirst