• Dreistacheliger Stichling - Geschützte Kleinfischart in Südtirol
  • Die Bachschmerle - heute sehr selten in Südtirol
  • Bachforelle - die dominante Fischart der Fließgewässer Südtirols in mittleren bis hohen Lagen.
  • Bild
  • Äsche - das kleine Maul und die spitz zulaufende Pupille weisen auf einen Kleintierfresser hin.
  • Bild
  • Bild
  • Dohlenkrebs - die einzige heimische Flusskrebsart in Südtirol.
  • Schuppenkarpfen
  • Kapitaler Flussbarsch auf Nymphe
  • Traumhafte Marmorata aus der Etsch
  • Hochrückige Seeforelle

Die Königin unter Südtirols Fischen: Die Marmorierte Forelle

Marmorierte Forelle auf Streamer

Ursprung und Verbreitung:

Die Geschichte der Marmorierten Forelle reicht weit, ja sehr weit in die Vergangenheit zurück. Bereits lange vor Abspaltung anderer Europäischer Forellenarten von einem urtümlichen Vorfahren, der sich im Gebiet des heutigen Schwarzen Meeres (Südosteuropa) entwickelt haben dürfte, spaltete sich die Marmorierte Forelle als eigenständige Art ab. Die Geburtsstunde der Marmorierten Forelle liegt dabei wohl weit mehr als 1 Million Jahre (!) zurück, womit die Art zu den ältesten Vertretern ihrer Verwandtschaft zu zählen ist.

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Marmorierten Forelle erstreckt sich über das Nördliche Adriagebiet. Dies ist jenes Areal, welches bis vor etwa 10.000 Jahren, gegen Ende der letzten Eiszeit, von dem riesigen Flussgebiet des Po Stroms beherrscht wurde. Zu jener Zeit lag nämlich der Meeresspiegel der Adria aufgrund der Ansammlung von Wasser in Gletschereis derart tiefer, dass viele Flüsse dieses Gebietes, welche heute eigenständig in das Meer münden, Zubringer es Po Flusses darstellten. Der Po Fluss selbst mündete damals einige hundert Kilometer weiter südlich in die Adria. Der durch die Warmzeit ausgelöste, nachfolgende Anstieg des Meeresspiegels der Adria teilte dieses einst riesige Einzugsgebiet in isolierte Flusssysteme auf. Eines davon befindet sich im Herzen der Alpen und wird durch den Etsch Fluss und dessen Zuflüssen gebildet.

Neben diversen Fließgewässern Südtirols besiedelt die Marmorierte Forelle heute größere Fließgewässer am Italienischen Alpensüdrand vom Piemont bis Friaul, zudem Gewässer in Slowenien und Kroatien. Punktuelle Vorkommen im der Adria zugewandten Balkangebiet sind auch weiter südlich vorhanden und betreffen einzelnen Gewässer in Bosnien-Herzegovina sowie Montenegro. Nördlich der Alpen fehlt die Art vollständig, da verschiedene Einbürgerungsversuche der Marmorierten Forelle etwa in Deutschland nicht erfolgreich waren.

In Südtirol erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Marmorierten Forelle auf die mittleren und unteren Abschnitte der Fließgewässer. Hier findet sich die Marmorata besonders in Etsch, Eisack, Rienz, Passer und Ahr sowie in geringerem Ausmaß auch in Talfer und Gader, während diese Art naturgemäß in Zuflüssen des Donau Gebietes (Drau und Sextner Bach) fehlt.

Im Gegensatz zur Situation in Slowenien, wo auch verschiedene Vorkommen in kleinen Fließgewässern in höheren Lagen vorkommen, werden die Gewässer in Mittelgebirgslagen in Südtirol fast ausnahmslos von der Bachforelle bevölkert.

Prallufer an der Rienz bei Vintl
Prallufer an der Rienz bei Vintl
Die Passer - untere Forellenregion
Die Passer - untere Forellenregion
Etsch bei Laag - dieser Abschnitt ist vergleichsweise kanalartig verbaut
Etsch bei Laag - dieser Abschnitt ist vergleichsweise kanalartig verbaut
Etsch bei Pfatten - Marmorata Gebiet
Etsch bei Pfatten - Marmorata Gebiet

Aussehen:

Der Körper der Marmorierte Forelle entspricht in vielerlei Hinsicht dem typischen “Bauplan” eines lachsartigen Fisches: Die Form ist langgestreckt und spindelförmig, die Maulspalte groß und mit recht großen Zähnen bewehrt. Zudem weist diese Fischart wie alle Vertreter der Lachsartigen (Salmoniden) eine kleine Fettflosse auf, welche sich zwischen Rückenflosse und Schwanzflosse befindet. Charakteristische Unterscheidungsmerkmale der Marmorierten Forelle zu anderen Forellenarten sind vor allem die Körperzeichnung sowie die Schädelform. So weisen Marmorierte Forellen in der Regel (Ausnahmen betreffen Jungfische sowie wenige Populationen in Slowenien) im Gegensatz zur Bachforelle keine roten Punkte auf. Vielmehr wird die Körperzeichnung von einem unregelmäßigen, weißlichen Netzmuster überzogen, welches den Körper vom Kiemendeckel bis in den Rumpfbereich überdeckt und sich deutlich von der braun-grauen bis gelblichen Grundfärbung abhebt. Auffallend ist zudem der auffallend langgestreckte Schädel und die tiefe Maulspalte der Marmorierten Forelle, beides Merkmale, welche auf die ausgeprägte, räuberische Lebensweise dieser großwüchsigen Forellenart hinweisen.

Marmorierte Forelle aus der Etsch
Marmorierte Forelle aus der Etsch
Charakterkopf - Marmorierte Forelle mit markanter Zeichnung
Charakterkopf - Marmorierte Forelle mit markanter Zeichnung
Traumfisch aus der Etsch - Marmorierte Forelle mit makelloser Zeichnung
Traumfisch aus der Etsch - Marmorierte Forelle mit makelloser Zeichnung
Marmorierte Forelle aus der Etsch - Traumfang am Eröffnungstag
Marmorierte Forelle aus der Etsch - Traumfang am Eröffnungstag
Körperzeichnung der Marmorierten Forelle
Körperzeichnung der Marmorierten Forelle
Körperzeichnung der Marmorierten Forelle
Körperzeichnung der Marmorierten Forelle
Maul eines Räubers - Marmorierte Forellen weisen eine starke Bezahnung auf.
Maul eines Räubers - Marmorierte Forellen weisen eine starke Bezahnung auf.

Lebensweise und Biologie:

In vielerlei Hinsicht ähnelt die Lebensweise der Marmorierten Forelle jener der nahe verwandten Bachforelle. So beginnt auch das Leben der Marmorata im späten Herbst bis Frühwinter mit der Befruchtung des in einer Kiesgrube abgegebenen Eies. Laichbereite Marmorierte Forellen vollziehen dabei oft lange Wanderungen und steigen auch von den Hauptgewässern in geeignete Zuflüsse auf. Teilweise erfolgt die Eiablage aber auch direkt im Hauptgewässer. Der Laichvorgang findet über flach überströmten Kiesflächen statt, wo das Weibchen (Rogner) mit Schlägen der Schwanzflosse eine Grube aushebt und anschließend im Beisein des befruchtenden Männchen (Milchner) etwa 1000 bis 1500 Eier pro Kilogramm Körpergewicht abgibt. Diese Eier entwickeln sich dann unter der schützenden Kiesschicht im Bachbett je nach Wassertemperatur über mehrere Monate, ehe die Dottersacklarven schlüpfen. Diese verbringen noch mehrere Wochen im schützenden Kiesbett, ehe sie an die Oberfläche gelangen. Die Brütlinge der Marmorierten Forelle sind im Gegensatz zu Jungäschen, welche immer in größeren Schwärmen zusammenbleiben, von Beginn an ziemlich territorial und besetzen anfangs ufernahe, seichte und strömungsberuhigte Gewässerabschnitte. Unterstände wie Totholz oder größere Gesteinsblöcke sind dabei äußerst wichtig und dienen den Jungfischen als lebensnotwendige Unterstände.

In der Jugend ernähren sich Marmorierte Forellen nicht anders wie Bachforellen auch: Vor allem Larven verschiedenster Insekten zählen in der ersten Lebenszeit zur Hauptnahrung der Jungforellen. Nach einem Jahr erreichen die Jungfische der Marmorierten Forelle, welche im Jugendkleid durchaus auch rote Punkte wie die Bachforelle aufweisen können, Längen von 10 bis 12 cm. Mit zunehmendem Alter machen Marmorierte Forellen dann mehr und mehr auch Jagd auf andere Flussfische. Koppen, Jungäschen und Forellen zählen dann zunehmend zum Beutespektrum der Marmorata und beschleunigen das Wachstum. Große Marmorierte Forellen ernähren sich dann vorwiegend räuberisch von Fischen und wählen Wirbellosen als Nahrung vor allem bei massenhaftem Auftreten bestimmter Insektenlarven.

Im dritten bis vierten Lebensjahr und dann bei Längen zwischen 30 und 50 cm erreichen die Fische zumeist die Laichreife und schließen mit der Eiabgabe den Generationszyklus ab. Das Wachstumspotential der Marmorierten Forelle hängt im Wesentlichen von der Menge an verfügbarer Nahrung ab: Vor allem in den großen Hauptgewässern des Landes kann die Etschforelle durchaus kapitale Größen erreichen und manchmal sogar deutlich die Metermarke überschreiten. Die größte dokumentierte Marmorierte Forelle aus Südtirols Gewässer verfehlte bei einer Länge von 120cm die 20 Kilogramm nur um wenige Gramm. Fische im Bereich von 80cm werden nach wie vor jährlich aus Südtirols Gewässern gemeldet. Während das gesetzliche Schonmaß dieser großwüchsigen Fischart bei (nur) 35cm liegt, werden mittlerweile in vielen Gewässern Südtirols wesentlich höhere Schonmaße angewendet. So beispielsweise in der Etsch ab Meran, wo die Marmorata nur ab einer Mindestgröße von 50cm entnommen werden darf.

Eier der Marmorierten Forelle
Eier der Marmorierten Forelle
Dottersack Brut der Marmorierten Forelle
Dottersack Brut der Marmorierten Forelle
Brütlinge der Marmorierten Forelle
Brütlinge der Marmorierten Forelle
Jungfisch der Marmorierten Forelle
Jungfisch der Marmorierten Forelle
Marmorierte Forelle auf Streamer
Marmorierte Forelle auf Streamer
Kapitale Marmorierte Forelle aus der Etsch (Foto: Toni Laner)
Kapitale Marmorierte Forelle aus der Etsch (Foto: Toni Laner)