• Dreistacheliger Stichling - Geschützte Kleinfischart in Südtirol
  • Die Bachschmerle - heute sehr selten in Südtirol
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  • Äsche - das kleine Maul und die spitz zulaufende Pupille weisen auf einen Kleintierfresser hin.
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  • Hochrückige Seeforelle
  • Schuppenkarpfen
  • Bachforelle - die dominante Fischart der Fließgewässer Südtirols in mittleren bis hohen Lagen.
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  • Dohlenkrebs - die einzige heimische Flusskrebsart in Südtirol.
  • Kapitaler Flussbarsch auf Nymphe
  • Traumhafte Marmorata aus der Etsch

Die Rotgetupfte: Die Bachforelle

Prächtige Bachforelle aus einem Stausee im Trentino

Die Bachforelle stellt zweifelsohne eine der bekanntesten Fischarten Europas dar. Auch innerhalb der Angelschaft genießt diese Art eine äußerst große Beleibtheit. So auch in Südtirol, wo die Rotgetupfte fast flächendeckend in Fließgewässern hoher und mittlerer Lagen vorkommt. Zudem zählt die Bachforelle aufgrund ihrer äußerst vielgestaltigen Lebensweise und komplexen Stammesgeschichte zu den am intensivsten untersuchten Fischarten überhaupt. Und dennoch gibt uns Salmo trutta, so der wissenschaftliche Name, immer wieder neue Rätsel auf. Das vorliegende Portrait soll diese vielseitige Fischart in ihrem Facettenreichtum vorstellen.

Artenreichtum und Verbreitung:
Das natürliche Verbreitungsgebiet von Salmo trutta, der Europäischen Forelle, erstreckt sich nahezu über den gesamten Europäischen Kontinent. So kommt die Art vom Norden Skandinanviens bis in den Mittelmeerraum und von den Britischen Inseln im Westen bis an den Ural im Osten vor. Aufgrund der Bedeutung für Aquakultur und vor allem für die Sportfischerei wurde Salmo trutta nahezu weltweit exportiert und in unzähligen kühl gemäßigten Gewässern angesiedelt. So wurde die Europäische Forelle, oft vereinfachend als Bachforelle bezeichnet, im Laufe der letzten 150 Jahre in zumindest 24 Staaten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets angesiedelt.

In ihrem natürlichen Verbreitungsareal in Europa ist aber Forelle nicht gleich Forelle, sondern vielmehr steht die wissenschaftliche Bezeichnung Salmo trutta für ein Konglomerat von vielen lokalen Populationen, welche sich im Laufe der Evolution entwickeln konnten. Als maßgebliche Triebfedern für diese enorme Vielfalt innerhalb der Europäschen Forellen sind räumliche Isolation (z.B. Infolge der eiszeitlichen Geschichte) und ökologische Anpassung (z.B. an bestimmte Laichareale) an erster Stelle zu nennen. Heute werden für die Gewässer Europas nicht weniger als 27 unterschiedliche Arten von Europäischen Forellen beschrieben, welche teilweise sehr eng begrenzte Areale besiedeln. Während wandernde Populationen entweder als Meerforelle (Abwanderung in den Atlantik) oder Seeforelle (Abwanderung in kalte, tiefe Seen) bezeichnet werden, bezieht sich der Begriff der “Bachforelle” vor allem auf jene Populationen der Europäischen Forelle, welche typischerweise zeitlebens an Fließgewässer gebunden sind und das klassische Punktmuster aufweisen. Schließlich zählt auch die Marmorierte Forelle zum Formenkreis der Europäischen Forellen. Diese Art wird auf dieser Seite aufgrund der großen Bedeutung für Südtirol gesondert vorgestellt.

Artenvielfalt auf der Italienischen Halbinsel:
In den fließenden und stehenden Gewässern Italiens kommen gleich mehrere heimische Forellenarten vor: Neben zwei reinen Seenbewohnern, der Gardaseeforelle (“Carpione del Garda”) und dem “Carpione del Fibreno” besiedelten ursprünglich wohl bis zu drei heimische Typen von Bachforellen die Fließgewässer des Landes. Hinzu kamen im Laufe der Geschichte auch standortfremde Bachforellen, welche lokal wohl bereits ab dem späten Mittelalter von der Nord- auf die Südseite der Alpen transportiert wurden. Dies würde das auch heute noch nachweisbare Vorkommen von genetischen Signalen der “Donau-Bachforelle” in einigen grenznahen Gewässern Südtirols erklären. In großem Stil wurden Bachforellen Besätze dann aber ab Beginn des 20. Jahrhunderts durchgeführt. Dabei wurden praktisch flächendeckend Zuchtstämme der Bachforelle des “Atlantischen Typs” besetzt. Aus diesen Besätzen haben sich vielerorts längst stabile Bestände entwickelt, welche im Falle von Vorkommen der Marmorierten Forelle aufgrund des Problems der Hybridisierung zu einer Gefahr für die heimische Forellenart werden kann.

Vorkommen in Südtirol:
Die Bachforelle ist flächendeckend in nahezu allen kalt-gemäßigten fließenden und stehenden Gewässern des Landes vertreten. Alle als Fischgewässer eingestuften Fließgewässer in mittleren bis hohen Lagen werden von Bachforellen Beständen dominiert, oft stellt die Bachforelle sogar die einzige Fischart dar. Richtung Tal und mit den damit nach und nach größer werdenden Fließgwässern nimmt die Bedeutung der Bachforelle sukzessive ab und wird von der Marmorierten Forelle und der Äsche abgelöst. Zudem kommt die Bachforelle in vielen hochalpinen Bergseen und Stauseen sowie in kalt-gemäßigten Gräben der Talsohle vor.

Bachforelle aus einem Quellgraben im Pfitschertal
Quellgraben im Gadertal - mit Vorkommen von Bachforellen
Bergbäche gehören zu den bedeutendsten Lebensräumen der Bachforelle in Südtirol
Stauseen in Südtirol beherbergen praktisch ausnahmslos auch Bestände der Bachforelle

Merkmale:
Wenngleich sich die verschiedenen Populationen und Lokalformen der Bachforelle bisweilen auch äußerlich deutlich voneinander unterscheiden, können einige allgemeine Merkmale hervorgehoben werden. Typischerweise treten entlang den Flanken und teilweise auch auf Rücken- und Fettflosse rote und/oder schwarze Punkte mit heller Umrandung auf, sodass sich die Bepunktung deutlich von der gelblich-grünen bis braun-grauen Grundfärbung des Körpers abhebt. Der Körper der Bachforelle ist spindelförmig, wird aber mit zunehmendem Alter gedrungener und hochrückiger. Der Kopf ist spitz zulaufend und mit tiefer Maulspalte, welche bis etwa an den Augenhinterrand reicht. Insgesamt wirkt der Schädel der Bachforelle aber auffallend weniger spitz zulaufend und zudem kürzer als jener der ausgesprochen räuberischen Marmorierten Forelle. Das Maul der Bachforelle ist reichlich mit kleineren, sehr spitzen Zähnen ausgestattet. Während die Maulspalte der Bachforelle klassischerweise als endständig einzustufen ist (Ober- und Unterkiefer etwa gleich lang), kann sich bei männlichen Fischen wie bei vielen Lachsartigen der Unterkiefer wulstartig verlängern und einen so genannten Laichhaken bilden.

prächtiger Bachforellen Milchner mit Laichhaken
Bachforellen Milchner mit Laichhaken
Bachforelle aus einem Quellgraben im Pfitschertal
Deutlich sind die roten und schwarzen Punkte mit heller Umrandung zu erkennen

Ernährung:
In Bezug auf den Nahrungserwerb kann die Bachforelle grundsätzlich als Generalist eingestuft werden, da eine große Bandbreite von tierischen Nahrungsquellen genutzt wird. So spielen in Fließgewässern in erster Linie Insekten und deren Larven (Eintags-, Stein-, Köcher- und Zweiflüglerlarven) und zudem Kleinkrebse eine wesentliche Nahrungsgrundlage. Neben der Nutzung der am Grund der Fließgewässer lebenden Insektenlarven werden adulte Insekten an der Wasseroberfläche erbeutet. In stehenden Gewässern stehen auch Zuckmückenlarven, Weichtiere (Schnecken und Muscheln) und verschiedene Würmer auf dem Speiseplan. Zudem machen Bachforellen mit zunehmendem Alter auch vermehrt Jagd auf Fischbrut und Kleinfische und machen dann selbst vor Jungfischen der eigenen Art nicht Halt.

Kapitale Irische Seeforelle
Bachforelle - die dominante Fischart der Fließgewässer Südtirols in mittleren bis hohen Lagen.
Irische Bachforelle - auffallend ist die dunkle Körperfärbung
Große Bachforelle aus der Etsch
Irische Bachforelle - bei gewissen Populationen treten nur schwarze Punkte auf
Prächtige Bachforelle gefangen auf Blinker
Räuberische Bachforelle, welche einem geschleppten Blinker nicht widerstehen konnte

Lebensweise und Fortpflanzung:
In Südtirol besiedeln Bachforellen nahezu alle kühl gemäßigten Gewässertypen, wie Bergbäche und quellgespeiste, kalte Gräben sowie zudem Bergseen und Stauseen. In Fließgewässern findet eine klare Aufteilung der verfügbaren Einstände zwischen den verschiedenen Altersklassen statt. Während Jungfische ufernah in strukturreichen, flachen Bachabschnitten Deckung finden, suchen größere Fische zunehmend tiefere, strömungsberuhigte Gumpen auf. Die bereits ab dem Jugendalter sehr territoriale Bachforelle verteidigt dabei ihr Revier gegen andere Artgenossen da sich sich, um gut abwachsen zu können, einen Standplatz mit guter Nahrungsverfügbarkeit sichern muss. Das Wachstum der Bachforelle ist stark von der Nahrungsverfügbarkeit und der Wassertemperatur abhängig. Jungforellen des ersten Jahres erreichen oft Längen zwischen 9 cm und 12 cm, während in den meisten Gewässern des Landes eine maximale Körperlänge von 30 bis 40 cm auftritt. In Ausnahmefällen, bei nicht zu hohen Individuendichten und guter Nahrungsverfügbarkeit kann die Bachforelle ihr volles Wachstumspotential ausschöpfen und dann auch mehrere Kilogramm Gewicht und eine Länge von mehr als 80 cm erreichen. Als maximales Alter der Bachforelle können etwa 12 bis 15 Jahre angegeben werden.

Zur Laichzeit suchen die geschlechtsreifen Bachforellen (zumeist ab dem 2. bis 3. Lebensjahr) im Spätherbst geeignete Bachstrecken im Bereich von flach überronnenen Kiesflächen auf. Dort werden dann vom Rogner Laichgruben in den Gewässergrund geschlagen, etwa 1000 bis 2000 Eier pro Kilogramm Körpergewicht des Rogners abgegeben und sofort vom bereitstehenden Milchner befruchtet. Die Eier entwickeln sich dann in der schützenden Kiesschicht im Laufe von etwa 400 bis 440 Tagesgraden, ehe die Dottersacklarven aus den Eiern schlüpfen. Diese verbringen noch eine gewisse Zeit im schützenden Kieslückenraum, ehe die Brütlinge das schützende Nest verlassen, um im Gewässer aktiv nach Nahrung zu suchen.

Text und Fotos: FishFirst

Laichende Forelle über Kiesfläche
Forellenpaar über Kieslaichstelle - gesehen am Sextnerbach
Bachforellen benötigen strukturreiche Gewässer
Völlig naurbelassenes Fließgewässer im Westen irlands
Totholz schafft Fischunterstände am Oberlauf der Falschauer
Bachforellengewässer mit reichlich Kiesflächen für eine erfolgreiche Fortpflanzung der Bachforelle
Wiederhergestellte Fischpassierbarkeit am Mittellauf der Falschauer