Der richtige Umgang mit dem Fisch
Fische in öffentlichen Gewässern fangen zu dürfen, ist ein Privileg, das mit bestimmten Rechten verbunden ist, die sich der Angler durch die Aneignung von Wissen und Erfahrung erworben hat. Jedoch sind Rechte auch immer mit Pflichten verbunden. Dabei gibt es zum einen in Gesetzen und Verordnungen festgehaltene Verpflichtungen für den Angler. Darüber hinaus haben wir Angler natürlich auch eine Verantwortung gegenüber der Kreatur, der wir nachstellen, gewissermaßen eine waidmännische Ethik. Dies sind keine in Stein gemeißelten Regeln, welche mit erhobenen Zeigefinger eingefordert oder von oben herab belehrend aufgezwungen werden. Vielmehr sollte es sich um Selbstverständlichkeiten für jeden einzelnen von uns handeln, denn nicht zuletzt dadurch wird man in einer Runde Gleichgesinnter vom „guten“ zum „besseren“ Angler. Es kann daher nicht schaden, einige dieser „Benimmregeln“ gegenüber den Fischen zu rekapitulieren. Diese Aufzählung kann dabei gar nicht vollständig sein und je mehr Punkte euch einfallen (und die Sie am Gewässer zudem noch berücksichtigen), welche hier nicht aufgezählt sind, umso besser für die Fische, die von Ihnen beangelt werden. Letztendlich kommen all diese Verhaltensgrundsätze wiederum uns Anglern zugute, da wir gerade in letzter Zeit leider immer häufiger feststellen müssen, dass Besatzmaßnahmen allein kein Garant für gute, gesunde und starke Fischpopulationen in unseren Gewässern sind. Vielmehr gilt es durch unser Verhalten am Wasser Sorge zu tragen, dass wir jene Fische, die mit den Gegebenheiten am besten zu recht kommen, möglichst schonend behandeln. Daher kommen unseren Entscheidungen, mit welchen Angeltechniken wir die Fische überlisten wollen, wie wir sie drillen und ob wir sie eventuell wieder zurücksetzen wollen, auch wenn sie nicht untermaßig oder sonst geschont sind, ganz zentrale Bedeutung zu.
Geschwindigkeit tötet nicht
Drillen Sie den Fisch nicht unnötig lange, denn je länger Sie drillen, umso mehr verausgabt sich der Fisch und kann sich eventuell nicht mehr davon erholen. Vor allem bei höheren Wassertemperaturen kann ein künstlich in die Länge gezogener Drill fatal für den Fisch sein. Vor allem bei Fischen, die Sie wieder zurücksetzen möchten, sollten Sie deshalb möglichst kurz drillen und auf die erwartete Fischart abgestimmtes Gerät wählen.
Feuchte Hände
… sollte man nicht bekommen, wenn der lang ersehnte Kapitale endlich gebissen hat, sondern immer, wenn man mit lebenden Fischen hantiert. Wollen Sie den Fisch wieder zurücksetzen, sollten Sie sich fragen, ob Sie ihn überhaupt landen müssen oder ob er für Sie nicht bereits als gefangen gilt, wenn Sie ihn ohne weiteres landen könnten, aber ihn lieber möglichst schonend zurücksetzen. Bestimmte Angelmethoden wie die Fliegenfischerei, vor allem aber Einzelhaken ohne Widerhaken erlauben meist ein Lösen des selben ohne den Fisch überhaupt berühren zu müssen. Sollte dies nicht möglich sein, landen Sie den Fisch mit der nassen! und abgekühlten Hand, oder einem Kescher mit knotenlosem, elastischen Netz, welcher die Schleimhaut des Fisches möglichst wenig verletzt. Landen Sie den Fisch niemals, indem Sie ihn im flachen Wasser über Steine ziehen und ihn schließlich ans Ufer zerren, wo er sich im Sand oder Laub wälzt.
Haltungsnoten
…gibt es auch im Umgang mit Fischen, zum Beispiel um ihn vom Haken zu lösen, bei Kräften zurückzusetzen oder ihn zu fotografieren, wenngleich das Festhalten des Fisches grundsätzlich so kurz wie möglich gestaltet werden sollte. Halten Sie den Fisch locker in der Hand, ohne ihn auf der empfindlicheren Bauchseite zu drücken. Halten Sie den Fisch grundsätzlich und wann immer möglich im Wasser und mit dem Kopf gegen die leichte Strömung, damit er atmen kann. Wenn Sie den Fisch halten, um beispielsweise den Haken zu lösen, kann es hilfreich sein, den Fisch mit dem Bauch nach oben zu halten, dann hält er in aller Regel still. Auch größere Fische sollten möglichst horizontal gehalten werden, indem Sie den Fisch an der Schwanzwurzel halten und mit der zweiten Hand am Bauch unterstützen. Niemals sollten Fische nur am Schwanz oder am Kiemenbogen hochgehalten werden, da dies ernsthafte innere Verletzungen zur Folge haben kann. Hantieren in den Kiemen zum Halten oder Hakenlösen ist der sicherste Weg, um einem Fisch ernsthafte Verletzungen zuzufügen. Auch wenn Sie Fotos machen möchten, halten Sie den Fisch möglichst lange im Wasser, bringen sich ihn in Pose und den Kollegen dazu, alle Voreinstellungen an der Kamera durchzuführen. Halten Sie den Fisch nur für die Zeit an der Luft, in der der Kollege effektiv Bilder macht (Serienbildmodus ermöglicht Ihnen eine Reihe schöner Fotos und erspart dem Fisch mehrfaches und langes Posieren).
Hakenlösen
Wie weiter oben schon erwähnt, eignen sich manche Angelmethoden besser als andere, wenn man den Haken schnell und möglichst verletzungsfrei vom Fischmaul lösen möchte. Zudem verletzen Einzelhaken den Fisch weit weniger als etwa Drillinge. Grundsätzlich sollte man den Biss spüren bzw. sehen können, um den Anhieb zu setzen, bevor der Haken verschluckt wird. Gute Dienste beim Lösen des Hakens leisten spezielle Hakenlöser oder Lösezangen. Sitzt der Haken in den Kiemen oder wurde er tief geschluckt, können Sie den Haken nur mit erheblichen Verletzungen für den Fisch lösen. In diesem Falle wird man weniger Schaden anrichten, wenn man den Haken dort belässt und die Angelschnur so knapp wie möglich am Haken abschneidet bzw. den Fisch überhaupt entnimmt und verwertet. Sollte ein Fisch trotz aller Umsicht erheblich verletzt sein und/oder stark bluten, überlegen Sie sich, ob der Fisch eine reelle Chance hat zu überleben, oder ob der verangelte Fisch nicht entnommen und verwertet werden sollte. Ein Wort zur Entnahme: Sollten Sie sich entscheiden, einen Fisch für den Verzehr zu entnehmen, so töten sie den Fisch waidgerecht, indem sie ihn zuerst mit einem Schlag auf den Kopf betäuben und zusätzlich den Herzstich setzen. Lösen Sie ihn erst dann vom Haken. So ersparen Sie dem Fisch unnötiges Leiden und können in aller Ruhe den Haken lösen. Anschließendes Ausnehmen (auch die Kiemen) und kurze Wege bis zur Kühlung des Fisches bekommen zudem der Fleischqualität.
Zurücksetzen
Schnelles Drillen und schonendes Hakenlösen hilft nichts, wenn Sie den zurückgesetzten Fisch anschließend sich selbst überlassen, wobei der ermüdete Fisch womöglich hilflos abtreibt. Halten Sie daher den Fisch beim Zurücksetzen ganz locker unterstützend mit beiden Händen und mit dem Kopf gegen die leichte Strömung. In stehenden Gewässern können Sie ihn auch vor und zurück bewegen, damit er genügend Sauerstoff bekommt. Machen Sie dies solange, bis der Fisch selbständig aus ihren Händen schwimmen kann. Ein letztes Wort noch zu der leider immer wieder zu beobachtenden Unsitte, Fische nicht zurückzusetzen sondern zu werfen: Durch missmutiges Zurückwerfen zu kleiner oder geschonter Fische erhöhen Sie sicherlich nicht Ihre Chancen, beim nächsten Biss einen schönen Fang zu landen, aber Sie zeigen Ihren Angelkollegen, welche Ein- und Vorstellung Sie zum Fisch, dem Gewässer und der Fischerei haben. Zu viele Regeln? Zu kompliziert? Beginnen Sie doch mit einer einfachen Angewohnheit: Halten Sie den Atem an, wenn Sie einen Fisch landen. Sobald Sie selbst wieder atmen müssen, sollte der Fisch bereits wieder im Wasser sein und schwimmen oder von Ihnen so lange unterstützt werden, bis er von selbst davonschwimmen kann. Denn einen Grundsatz sollte der verantwortungsvolle Angler beim Drill eines jeden Fisches berücksichtigen: Der Angler kämpft um den Fisch, der Fisch um sein Leben!
Text: FishFirst