Schonung laichbereiter Fische
Das Beispiel der Äsche
Gerade im zeitigen Frühjahr tauchen Fangfotos mit prächtigen Äschen häufig im Internet auf. Dagegen ist zunächst einmal nicht viel einzuwenden, wenn die Fische unabsichtlich gehakt wurden, wenn die Äschen beim Lösen des Hakens stets im Wasser verbleiben und wenn dabei nur rasch ein Schnappschuss zur Erinnerung geschossen wird. Oberste Priorität muss aber immer das unverzügliche Rückversetzen der gerade jetzt besonders empfindlichen Fische haben. Im Gegensatz dazu hat das gezielte Befischen der nun per Gesetz geschonten Äsche mit waidgerechtem Angeln nichts zu tun und sollte für jeden vernünftigen Angler ausgeschlossen sein.
Ein kurzer Ruck fährt durch die feine Fliegenschnur. Der Anhieb dringt durch und am anderen Ende der Schnur kämpft ein Fisch an der Fliegenrute. Im Wasser des nun kristallklaren Flusses taucht die farbenfroh schillernde Rückenflosse einer Äsche auf. Erlebnisse dieser Art kommen vor allem nun, im zeitigen Frühjahr, häufig auch den verschiedenen Südtiroler Fließgewässern vor. Rasch wird der unabsichtliche Fang an der eigentlich für eine Forelle angebotenen Kunstfliege in den Kescher geführt, der Haken im Wasser gelöst und die Äsche umgehend zurückgesetzt. Ein rascher Schnappschuss mit dem Fisch im Wasser soll an das Erlebte erinnern und ist dem Angler kaum zu verdenken.
Häufen sich derartige Fänge bei immer denselben Anglern, die zudem die geschonte Äsche in unterschiedlichsten Posen auch außerhalb des Wassers ablichten, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier gezielt Laichfischen nachgestellt wird. Mehrheitlich zeigen sich auf den online gestellten Fangfotos prächtige Milchner der Äsche, die nun zur Zeit der Laichvorbereitungen besonders aggressiv in Revierkämpfen involviert sind. Gerade aufgrund ihrer Aggressivität sind sie nun im Frühjahr vergleichsweise leicht an unterschiedlichste Fliegenmodelle zu locken. Nach dem Anbiss kämpft die Äsche besonders hart an der Angel und verausgabt sich im Drill, vor allem wenn dieser unnötig in die Länge gezogen wird. Dabei werden die zur Laichzeit ohnehin besonders empfindlichen Fische geschwächt und können im Extremfall sogar an den Folgen des Drills verenden. Dies schädigt die vielerorts bereits schwachen Wildbestände.
Daher sollte es für jeden weidgerechten Angler Ehrensache sein, die gezielte Befischung der laichbereiten Äschen zu unterlassen. Wird nun im Frühjahr eine Gruppe von Äschen im klaren Wasser ausgemacht, sollte man vorsichtshalber den betreffenden Gewässerabschnitt verlassen und ein wenig abseits davon weiter angeln. Der Platzwechsel ist aber spätestens dann unabdingbar, wenn bereits mehr als eine Äsche gelandet wurde. Dann soll abseits dieses Bereiches weitergeangelt werden, um die Laichfische nicht weiter zu stören.
Gerät trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen eine Fahnenträgerin unbeabsichtigter Weise an den Haken, sind die Fische möglichst rasch zu landen. Dann sollten die Fische noch im Wasser vom Haken befreit und unverzüglich zurückgesetzt werden. Das längere Hantieren der empfindlichen Fische an Land gehört jedenfalls ebenso wenig zum Verhaltenskodex wie lange Fotoserien, mit denen man sich nachfolgend in sozialen Medien brüsten kann. Schließlich bleibt für die gezielte Befischung der Äsche nach Ende der Schonzeit ab Ende April bis in den Spätherbst noch reichlich Zeit.
Das Problem des gezielten Befischens laichbereiter Fische besteht auch für andere Fischarten. So reicht beispielsweise die Laichzeit von Hechten in höher gelegenen Gewässern und nach einem kalten Frühjahr oft bis weit in den Mai hinein. Der Gesetzgeber schont dann zwar diese Fischart offiziell nicht mehr, doch sollte es für jeden ernsthaften Angler zur Selbstverständlichkeit gehören, die laichschweren Räuber nicht gezielt zu beangeln. Ein anderes Beispiel betrifft große Zander Milcher, die ihre Nester besonders aggressiv bewachen und deren daher erleichterter Fang keinem Angler ein Anliegen sein sollte.
Text: FishFirst