• Hochrückige Seeforelle
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  • Dreistacheliger Stichling - Geschützte Kleinfischart in Südtirol
  • Dohlenkrebs - die einzige heimische Flusskrebsart in Südtirol.
  • Äsche - das kleine Maul und die spitz zulaufende Pupille weisen auf einen Kleintierfresser hin.
  • Die Bachschmerle - heute sehr selten in Südtirol
  • Bachforelle - die dominante Fischart der Fließgewässer Südtirols in mittleren bis hohen Lagen.
  • Kapitaler Flussbarsch auf Nymphe
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  • Schuppenkarpfen
  • Traumhafte Marmorata aus der Etsch

Der Jäger im grünen Gewand: Der Hecht

Jungangler mit erstem Hecht - endlich

Er gehört zweifelsohne zu den begehrtesten Angelfischen des Planeten und zieht große Scharen von Fischern in seinen Bann. Die Rede ist vom Hecht, dem Lauerjäger stehender und langsam fließender Gewässer. Doch ist der Hecht natürlich nicht nur aus angelfischereilicher Sicht von Bedeutung. Der Hecht stellt in seinem Lebensraum stets die Spitze der Nahrungspyramide dar und erfüllt damit eine ungemein wichtige Rolle für das Gleichgewicht eines Sees. Der hier wiedergegebene Bericht stellt den grünen Jäger in all seinen Facetten dar. Neben einem kurzen Exkurs in die Artenvielfalt der Hechtartigen werden Informationen über Verbreitung, Aussehen und Biologie wiedergegeben.

Artenvielfalt

Die Fisch-Familie der Hechte (Esocidae) setzt sich aus lediglich einer Gattung (Esox) zusammen, welche wiederum in bis zu sieben verschiedene Arten unterteilt ist. Neben dem Amurhecht, dem legendären Nordamerikanischen Muskie, welcher die größte Hechtart darstellt, zudem dem Kettenhecht und dem Amerikanischen Hecht stellt der Europäische Hecht (Esox lucius) den angestammten Vertreter dieser Fischfamilie für weite Teile des alten Kontinents dar. Erst vor wenigen Jahren wurden zudem in den Gewässern im Süden Europas zwei weitere Hechtarten entdeckt: Einerseits der Aquitanische Hecht aus Gewässern im Westen von Frankreich sowie der Italienische Hecht, (Esox cisalpinus/flaviae), welcher die heimische Hechtart für die Italienische Halbinsel darstellt.

Neben den Gewässern im ursprünglichen Verbreitungsgebiet wurde der Europäische Hecht aber auch aufgrund der großen Bedeutung in der Sportfischerei in viele Gebiete eingeführt. Im Gegensatz zu vielen Forellenartigen, welche sowohl Süß- als auch Salzwasser besiedeln können, ist die Verbreitung des Hechtes bis auf wenige Ausnahmen immer an Binnengewässer gebunden. Lediglich im Bereich der Ostsee finden sich auch in den Brackwasserregionen teils exzellente Hechtvorkommen.

Vorkommen

In Südtirol betrifft das Vorkommen des Hechtes in erster Linie Seen, wie den Kalterer See, die Montiggler Seen, den Haidersee, den Vahrner See und den Wolfsgrubener See. Daneben kommt der Hecht in mehreren Gräben des Etschtales sowie vereinzelt auch in der Etsch ab Meran vor.

Aussehen und Biologie

Körperbau und Jagdverhalten des Hechtes sind perfekt aufeinander abgestimmt. Der Körper ist lang gestreckt und torpedoförmig sowie im Querschnitt annähernd rund. Die Rückenflosse ist auffallend weit nach hinten gesetzt und steht fast genau über der Afterflosse. Der Kopf ist relativ lang gestreckt und das oberständige und entenschnabelförmige Maul mit großen Fang- und Hechelzähnen bewehrt. Die Positionierung der Augen im oberen Kopfbereich lässt erahnen, dass das Gesichtsfeld gegen die Wasseroberfläche ausgerichtet ist. Damit und mit dem oberständigen Maul ergibt sich die Konsequenz, dass der Hecht die große Mehrheit seiner Jagdangriffe nach oben ausführt und seine Beutefische bevorzugt von der Tiefe aus angreift. Dabei ist der Hecht ein echter Sprinter und erreicht während eines Angriffes im Bereich von 100 Millisekunden Geschwindigkeiten von bis zu 40km/h. Diese Höchstgeschwindigkeiten gehören zu den höchsten, welche im Reich der Fische erreicht werden. Allerdings kann der Hecht diesen „Topspeed“ nicht lange halten, weshalb Jagdangriffe aus dem Hinterhalt ausgeführt werden. Klassischerweise bevorzugt der Hecht als Lauerjäger Jagdangriffe von einem geschützten Unterstand aus, wobei dichte Pflanzenbestände, versunkenes Gehölz oder Felsbrocken als Unterstand dienen. Gerade größere Exemplare suchen aber auch vermehrt das Freiwasser der Seen auf und machen dort auf pelagische Fische Jagd. Im Sommer steht der Hecht dabei oft im Freiwasser im Bereich der so genannten Sprungschicht, jener Zone, welche das warme Oberflächenwasser vom darunter liegenden kalten Tiefenwasser trennt. In dieser tarnenden Grenzschicht verharrt der Hecht dann die meiste Zeit des Tages, ehe er für kurze Zeit aktiv wird und blitzschnelle Angriffe in Richtung Wasseroberfläche ausführt.
Die Körperfärbung des Hechtes variiert je nach Lebensraum und reicht von grün bis braun mit weißem Bauchbereich. Die Flossen können teils intensiv rot eingefärbt sein. Eine unregelmäßige Anordnung von ovalen Flecken sind typisch für den Europäischen Hecht, während die italienische Schwesternart eine strichförmige, bisweilen sogar marmorierte Körperzeichnung aufweisen.

Die maximale Größe des Hechtes ist stark vom Gewässer und damit von Nahrung und Temperatur abhängig. Bei Rognern (weibliche Tiere) können in Ausnahmefällen Rekordwerte von bis zu 150 cm Länge und annähernd 30 kg Gewicht vor allem bei Massenvorkommen von Salmoniden (Renken, Forellen) erreicht werden. Generell werden von den Rognern aber Höchstwerte von etwa 100 bis 110 cm und dann 7 bis 10 kg Gewicht erreicht. Die Milchner (männliche Tiere) bleiben hingegen wesentlich kleiner und sind mit 80 bis 90 cm Länge bereits als ‚kapital’ zu bezeichnen.

Zur Laichzeit, welche sich vom Abtauen der Eisdecke im Februar bis in den April oder bei kalter Witterung bis in den Mai erstrecken kann, werden bei durchschnittlichen Wassertemperaturen von etwa 5 bis 10°C einige zehntausend Eier pro Kilogramm Körpergewicht abgegeben. Bevorzugte Laichgebiete liegen dabei in dichten Pflanzenbeständen. Nach einer verhältnismäßig kurzen Eientwicklung von etwa 10 Tagen schlüpfen die Larven, welche bis zur Erschöpfung der Reserven des Dottersacks mittels Klebedrüsen an Pflanzen angeheftet sind. Danach geht die Hechtbrut sofort auf Jagd und ernährt sich in der allerersten Lebensphase bevorzugt von Wasserinsekten. Recht rasch erfolgt aber der Umstieg auf Fischnahrung. Zu den bedeutendsten Beutefischen zählen dabei verschiedenste Cyprinidenarten, wie Rotauge, Rotfeder, Aitel und Brachse, sowie Barsche bis hin zum Aal. Häufig fallen auch Junghechte ihren größeren Artgenossen zum Opfer, da Kannibalismus bei dieser Fischart sehr stark ausgeprägt ist. Von größeren Exemplaren werden zudem auch kleinere Wasservögel, Frösche, Krebse und Mäuse erbeutet.

Durchschnittlich benötigt der Hecht dabei in den ersten beiden Lebensjahren ca. 5-7 Gramm an Futterfischen pro Gramm Körpergewicht und pro Jahr. Dies bedeutet, dass bei einem gerade maßigen Hecht mit einem jährlichen Futterfischverbrauch von 7 Kilogramm zu rechnen ist. Mit zunehmendem Alter verringert sich dieser Wert auf ca. 3-4 Gramm Futterfisch pro Gramm Eigengewicht. Umgelegt auf einen kapitalen Hecht von 10 kg Gewicht bedeutet dies einen jährlichen Bedarf zwischen 30 und 40 kg Futterfisch. Hieraus ergibt sich eine wesentliche ökologische Bedeutung des Hechtes. Wie kein anderer Raubfisch unserer Gewässer ist er imstande im Laufe seines Lebens verschiedenste Größen- und Altersklassen von Weißfischen entsprechend zu dezimieren. Dadurch können ein ökologisches Gleichgewicht erhalten und Zwergwuchs bei verschiedenen Weißfischarten verhindert werden. Zudem greift der Hecht nicht einfach wahllos einen Köderfischschwarm an. Gezielt werden schwache oder kranke Fische aufgrund ihrer höheren Fangwahrscheinlichkeit ausgewählt. Mit der zusätzlichen Aufnahme von toten Fischen, welche sich am Gewässergrund ansammeln, erfüllt der Hecht eine besonders wichtige Aufgabe zur Erhaltung des Gleichgewichtes im Gewässer und stellt die Spitze der Nahrungspyramide in vielen warmen, pflanzenreichen Seen und Gräben unseres Landes dar.

Der Hecht als Nahrungsressource des Menschen – seit Jahrtausenden

Im Rahmen von archäeologischen Ausgrabungen im Süden Südtirols, beim so genannten Galgenbühel nahe Salurn, wurden als Überreste früher Siedlungen erstaunlich große Mengen von Fischwirbelknochen nachgewiesen. Viele davon konnten dem Hecht, und genauer der italienischen Art, Esox cisalpinus, zugewiesen werden. Offenbar nutzten bereits diese früben Bewohner die reichen Hechtvorkommen des Etschtales als proteinreiche Nahrungsquelle. Dies zeigt uns mit Sicherheit an, dass der Hecht bereits vor gut 10.000 Jahren auch das nördliche Flussgebiet der Etsch besiedelte. Damit ist einwandfrei bewiesen, dass der Hecht eine heimische Fischart für die Gewässer des Landes darstellt. Die heute vorkommenden Hechte in den Gewässern Südtirols sind aber zum überwiegenden Teil der Art Esox. lucius, dem Europäischen Hecht zuzurechnen. Sehr wahrscheinlich wurde die Art im Zuge von Besatzmaßnahmen nach und nach auch in den Gewässern südlich der Alpen verbreitet und verdrängte hier die ursprünglich heimische Hechtart.

Intakte Bestände des Italienischen Hechtes sind für die Gewässer Südtirol nicht mehr anzunehmen. Hingegen kommt der Italienische Hecht auch heute noch in einigen Gewässern im benachbarten Trentino vor. So weisen der Gardasee und der Lago di Caldonazzo nach wie vor Bestände der heimischen Hechtart auf.

Text: FishFirst

Abziehendes Gewitter über dem Montiggler See
Abziehendes Gewitter über dem Montiggler See
Lago di Caldonazzo
Lago di Caldonazzo
Pflanzenreiche Flachwasserzone am Kalterer See
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Hechtnachwuchs (Amt für Jagd und Fischerei)
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Irischer Hechtnachwuchs
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Erfolg bei der ersten Ausfahrt - Angelfreund Daniel mit Hecht aus dem Caldonazzosee
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Profil eines Räubers: Das Hechtmaul ist mit großen Fangzähnen ausgestattet
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Großer Freiwasserhecht aus dem Walchensee
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Rekordhecht aus einem Gewässer jenseits der Alpen - Angelfreund Rudi mit knapp 20 (!) kg schwerem Hecht
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