Stillgewässer
Neben den Fließgewässern prägt auch eine Fülle verschiedenster Stillgewässer das Landschaftsbild Südtirols. Mehr als 300 verschiedene Stillgewässer werden in den öffentlichen Registern geführt. Aufgrund der unterschiedlichen Höhenlage dieser Gewässer, welche von 213 m bis auf 3.190 m reicht, ergeben sich verschiedenste Typen von Stillgewässern. Lediglich 20% aller kartierten Stillgewässer werden fischereilich genutzt, wobei sich die unterschiedlichen Fischgemeinschaften aufgrund von Höhenlage, Temperatur und Nährstoffgehalt auf die verschiedenen Typen von Seen und Teichen verteilen. Zudem können die auf Landesgebiet vorkommenden Stillgewässer auch nach ihrer Entstehungsgeschichte klassifiziert und demnach natürliche Gewässer von Stauseen unterschieden werden. Im vorliegenden Fall wurde eine grundsätzliche Einteilung der Stillgewässer auf Landesgebiet aufgrund ihrer Höhenlage sowie ihrer Entstehungsgeschichte vorgenommen.
Hochgebirgsseen
In diese Kategorie werden natürliche Stillgewässer aufgenommen, die sich in einer Höhenlage über 1.800 m befinden. Insgesamt werden von den Hochgebirgsseen des Landes 53 fischereilich bewirtschaftet. Die Höhenlage dieser Gewässer reicht dabei von 1.828 m (Puntleider See) bis auf 2.709 m (Fineil See) mit einer mittleren Höhenlage von 2.307 m. Diese Gewässer bilden in Summe eine Oberfläche von 139 Hektar mit einer mittleren Seeoberfläche, die etwa drei Hektar erreicht. Hochgebirgsseen sind extreme Lebensräume. Viele Monate andauernde Eisbedeckung, ganzjährig tiefe Wassertemperaturen sowie geringes Nährstoffangebot und karger Bewuchs mit Wasserpflanzen kennzeichnen diese Stillgewässer im Hochgebirge. Aus fischökologischer Sicht wichtig ist zudem die Tatsache, dass die allermeisten dieser Gewässer von jenen der Talsohle isoliert sind. Zwar können Seeausrinne vorhanden sein, doch sind diese zumeist extrem steil und von, für Fische unüberwindbaren, Hindernissen gekennzeichnet. Damit in Zusammenhang steht die grundsätzliche Ansicht, dass die große Mehrheit dieser hochalpinen Gewässer ursprünglich fischfrei war und erst durch den Menschen, bisweilen aber schon im Mittelalter, mit Fischen besetzt wurden.
Das typische Fischarteninventar der Hochgebirgsseen setzt sich aus dem Seesaibling und der Elritze zusammen. Daneben werden viele dieser Gewässer mit Bachsaiblingen, Regenbogen- und Bachforellen für die Angelfischerei besetzt. Schließlich runden Mühlkoppe und Schmerle in seltenen Fällen das Artenspektrum im Hochgebirge ab.
Bergseen
In diese Kategorie entfallen Fischgewässer, die sich in einer Höhenlage zwischen 1.200 m und 1.800 m befinden. Sechs Gewässer, Antholzer See, Durnholzer See, Toblacher See, Dürrensee, Haider See sowie Pragser Wildsee sind zu nennen. Die angeführten Stillgewässer nehmen in Summe eine Oberfläche von 210 Hektar ein und erreichen eine mittlere Ausdehnung von 30 Hektar Wasserfläche. Auch in diesen Stillgewässern herrscht eine oft mehrmonatige Eisbedeckung vor. Zudem sind die Wassertemperaturen durchwegs kalt, erreichen aber im Gegensatz zu den Gewässern im Hochgebirge in Oberflächennähe Höchsttemperaturen bis gegen 15°C. Seen dieser Kategorie weisen meist geringe, selten mäßige Nährstoffwerte auf. Im Unterschied zu den Hochgebirgsseen sind die Bergseen in der Regel über die Seeausrinne mit größeren Fließgewässern der Talsohle verbunden. Dadurch konnten diese Gewässer vom Tal her von Fischen auf natürliche Weise besiedelt werden, sodass davon auszugehen ist, dass unsere Bergseen auch ohne Zutun des Menschen seit jeher natürliche Fischbestände aufweisen.
Neben Bach-, See- und Regenbogenforellen, See- und Bachsaibling, selten Äschen (Toblacher See) sowie Renke, Hecht und Flussbarsch im Falle des Haider Sees, kommen in den Bergseen des Landes auch mehrere Kleinfischarten vor. So weisen nahezu alle Bergseen Elritzenbestände und in vielen Fällen auch Mühlkoppen auf. Im Haider See zählen zudem Rotauge und Rotfeder zum Grundinventar der heimischen Fischfauna.
Tieflandseen / Cyprinidenseen
Als Tieflandseen werden jene Stillgewässer zusammengefasst, welche sich in einer Höhenlage unterhalb von 1.200 m befinden. In Südtirol gibt es elf solcher Fischgewässer, von denen der Kalterer See und die Montiggler Seen, der Vahrner See und der Wolfsgrubener See die bekanntesten Vertreter darstellen. Insgesamt entfällt auf diese Gewässerkategorie eine Oberfläche von 164 Hektar, wobei die Seeoberfläche von 131 ha bis zu weniger als ein Hektar reicht. Im Vergleich zu den Stillgewässern im Gebirge, sind die Lebensbedingungen für Fische deutlich milder. Die Eisbedeckung ist wenn überhaupt kurz und die Wassertemperaturen reichen von etwa 4°C im Winter bis über 20°C in den Sommermonaten. Mäßige bis hohe Nährstoffwerte und starker Wasserpflanzenbewuchs vervollständigen das Bild dieser Seen und Weiher. Wärmeliebende Arten dominieren in der zugehörigen Fischgemeinschaft. Neben den Nutzfischen Karpfen, Schleie, Hecht, Aal, Flussbarsch und (selten) Zander, weisen die Stillgewässer der Talsohle eine reiche Kleinfischfauna auf. Rotaugen, Rotfedern, Lauben, sowie bisweilen Martens Grundel und Steinbeißer kommen als heimische Arten vor. Außerdem sind mit Sonnenbarsch, Karausche/Giebel, Europäischem Rotauge, Blaubandbärbling und Bitterling auch noch mehrere exotische Fischarten vertreten.
Neben den natürlichen Stillgewässern, spielen in Südtirol auch künstlich angelegte Stauseen durch ihre sehr große Oberfläche für die Fischfauna eine erhebliche Bedeutung.
Stauseen
Bis etwa Mitte des letzten Jahrhunderts wurden auf Landesgebiet viele mittlere bis große Stauanlagen gebaut, mit dem Ziel, Wasserressourcen mittelfristig speichern und in der Folge Spitzenstrom produzieren zu können. Insgesamt entfallen 17 Gewässer in diese Kategorie, wobei die Stauseen von Reschen, Vernagt, Ulten, Zufritt und Neves sowie Welsberg, Mühlbach, Mühlwald, Franzensfeste und St. Pankraz besonders zu erwähnen sind. Aus fischökologischer Sicht sind diese künstlichen Gewässer den Bergseen recht ähnlich. So liegen auch die Stauseen des Landes durchschnittlich in Mittelgebirgslagen. Sie weisen ganzjährig kalte Wassertemperaturen auf und es gibt bestenfalls ein mittleres Nährstoffangebot. Für die Entwicklung des Fischbestandes ist die Beständigkeit des Wasservolumens der Stauseen von Bedeutung. Während einige Gewässer dieser Kategorie in regelmäßigen Abständen (alle 2-3 Jahre; Franzensfeste, Mühlbach) entleert werden und dadurch jeglicher Fischbestand im See eliminiert wird, weisen andere Staubecken stabilere Verhältnisse auf.
Der Fischbestand dieser künstlichen Gewässer wird maßgeblich vom Besatz beeinflusst, gründet aber auch auf der natürlichen Einwanderung der Fische aus einmündenden Fließgewässern. Die Fischartengemeinschaft wird von Salmoniden dominiert, wodurch den Stauseen des Landes ein hoher Stellenwert in der Angelfischerei des Landes zukommt. Als Kleinfischarten kommen vielfach Mühlkoppen und Elritzen vor. Gerade in letzter Zeit hat sich in einigen dieser Gewässer auch ein stabiler Bestand an Flussbarschen aufgebaut.