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Lottogewinn auf Seeforellensilber

Als bleibende Erinnerung - die Trophäe des Ausnahmefisches

Kein Fang lässt sich erzwingen, trotz noch so verbissenem Fischen, ausgeklügelten Methoden, raffinierten Ködern und trotz des Befolgens von lehrbuchhaften „Anweisungen“ aus der Fachliteratur. Es gibt aber im Anglerleben ganz selten Episoden, wo Petrus uns nach unzähligen Stunden am Wasser wohlgesonnen ist und einen besonderen Moment für uns bereithält. Dies ist es, was in uns die Freude und den Reiz des Fischens entfacht und erhält. Die nachfolgende Erzählung gibt einen kurzen Einblick in eine ganz besondere und seltene Sternstunde in einem Anglerleben.

Es war an einem Wochenende im Hochsommer, als ich mich kurzfristig entschied, wieder einmal einen kräftezehrenden Tag dem Spinnangeln auf Seeforelle an einem mir gut bekannten Gewässer zu widmen. Am Sonntag startete ich um 4:00 Uhr morgens mit meinem Auto, um bereits in der ersten Morgendämmerung am Gewässer zu sein. Mit im Gepäck waren meine Köderbox mit verschiedenen Spinnködern und meine geliebte zweiteilige Spinnrute, bestückt mit einer Stationärrolle, welche ich am Vorabend noch erwartungsfreudig mit rund 300 Metern nagelneuer Monofilschnur in der Stärke 0,22 bespult hatte. Um ca. 5:00 Uhr morgens hatte ich meinen ersten Angelplatz am Gewässer erreicht und begann hoffnungsvoll meinen Wobbler auszuwerfen und wieder zügig einzukurbeln. Wurf um Wurf, unermüdlich, Meter um Meter, immer dem Ufer entlang. Das waren der Rhythmus und das „harte Brot“ des Seeforellenfischens. Nach rund einer Stunde stand der erste Köderwechsel an. Gespannt beobachtete ich die spiegelglatte Wasseroberfläche und hielt Ausschau nach verräterischen Ringen von steigenden Seeforellen, um diese gezielt anzuwerfen können. Die Zeit verrann wie im Flug, die Sonne stand schon hoch am Vormittagshimmel und es begann drückend heiß zu werden. Nachdem ich schon rund 5 Stunden unermüdlich meinen Spinnköder ohne jeglichen Fischkontakt oder Nachläufer ausgeworfen und wieder eingeholt hatte, wusste ich, dass die Worte meines Lehrmeisters im Seeforellenfischen auch damals noch, nach rund 30 Jahren Seeforellenpirsch, nach wie vor ihre Gültigkeit hatten. Ein damals bereits betagter Feriengast aus der Schweiz, welcher zusammen mit seiner Frau alljährlich seinen dreiwöchigen Sommerurlaub in der Frühstückspension meiner Eltern verbrachte, nahm mich in meiner Jugendzeit immer bereitwillig mit, wenn es zum Fischen auf Seeforellen ging. Er pflegte mir als ungeduldigen Jungspund, in meiner hoffnungsvollen Erwartung auf allzu rasche Fänge, öfters folgende Worte einzuschärfen: „Seeforellenfischen ist kein Honigschlecken, Schneider sind die Regel und Fänge die seltenen Ausnahmen“.

Kurz vor Mittag frischte der Wind ein wenig auf und es begann eine kurze Beißphase. Nachdem ich einen Nachläufer mit einem vorsichtigen Anstupser des Köders hatte, fing ich hintereinander 3 kleinere Fische, welche ich bereitwillig und hoffnungsfroh dem See zurückgab. Eine Seeforelle mit 40 cm, ist trotz des erreichten (und leider sehr niedrigen) gesetzlichen Schonmaßes von nur 27 cm, immer noch ein Jungfisch, der das Potential hätte, zum meterlangen Traumfisch ab zuwachsen, wenn ihm der Angler die Gelegenheit dazu gibt.

Mittlerweile war es 13:30 Uhr geworden, und inzwischen war mein Fischerkollege dazugekommen. Gemeinsam begaben wir uns an eine uns gut bekannte Angelstelle, an deren Prallufer wir öfters schöne Barsche fangen konnten. Da um die Mittagszeit laut unseren Erfahrungen die Seeforellen sowieso nicht zu beißen pflegten, wandten wir uns jetzt der kurzweiligen Barschfischerei zu. Mittlerweile war es drückend schwül geworden und die am Horizont aufziehenden dunklen Gewitterwolken verhießen nichts Gutes. In regelmäßig wiederkehrendem, fernem Donnergrollen kündigte sich eines jener gefürchteten, starken Sommergewitter an. Der Wind war mittlerweile zu einem Gewittersturm geworden, welcher den Wellen weiße Schaumkronen verlieh und sie mit brachialer Gewalt ans Ufer peitschte, sodass sich der Randbereich des Gewässers schmutzig braun zu färben begann. Als der erste Blitz, von sofortig erklingendem Donnerschlag gefolgt, uns kundtat, dass es besser sei, das Fischen sofort abzubrechen, rief ich meinem Kollegen zu: „Jetzt wird’s aber allerhöchste Zeit!“ Eilig holten wir die Köder unserer Angelruten ein. „Das gibt’s doch nicht!“, hörte ich meinen Angelfreund rufen, während er seine Angelrute hastig einholte. Eine gute, um die 60 cm lange Seeforelle, hatte seinen eiligst eingekurbelten Barschköder bis in den flachen Uferbereich verfolgt .Und nun suchte sie diesen offensichtlich raublüstern, indem sie ein paar Mal an der Uferkante, genau dort, wo sich trübes mit klarem Wasser vermischte, hin und her schwamm, um dann mit einer eleganten Wendung wieder ins tiefere Wasser zu verschwinden. Verflixt noch mal, muss sich die ausgerechnet jetzt, in diesem für uns zwei Angler äußerst ungünstigen Moment zeigen, gerade wenn sich ein starkes Sommergewitter entlädt. Unser „Seeforellenfieber“ war aufs Heftigste entfacht und die Versuchung war groß, trotz gefährlicher Blitze, diese beißwillige Seeforelle jetzt sofort anzufischen. Letztendlich siegte aber zum Glück die Vernunft und wir zogen es vor uns in Sicherheit zu bringen und vorerst einmal abzuwarten.

So rasch das Gewitter aufgezogen war, verzog es sich auch wieder. Wir krochen aus unserem Unterstand heraus, nahmen unsere Angelruten und begannen wieder zu fischen, nachdem wir hastig auf Seeforelle umgerüstet hatten. Mein Kollege fischte die Stelle ab, an der ihm zuvor die Seeforelle auf seinem Barschköder gefolgt war. Ich entfernte mich anstandshalber, um ihm ein ungestörtes Anwerfen und Fischen zu ermöglichen und warf oberhalb von ihm meinen Spinnköder aus. „Nix zu machen, die ist wahrscheinlich weitergezogen, komm, probiere es du!“, rief mir mein Kollege nach halbstündigem Fischen zu. Vorsichtig näherte ich mich der Stelle und warf meinen Spinnköder so weit wie möglich aus und suchte Wurf um Wurf fächerförmig die Wasserschichten ab. Wenn die 60iger noch in der Nähe war, dann würde sie meinen hell gefärbten Spinnköder auch bemerken, waren meine hoffnungsvollen Gedanken.

Nach einiger Zeit hatte ich einen leichten Anstupser und dann beim nächsten Wurf folgte ein anscheinend schwerer Hänger. „Einen Hänger, im Mittelwasser des an dieser Stelle rund acht Meter tiefen Bereichs? Eigentlich unmöglich!“, schoss es mir durch den Kopf, während ich bereits reflexartig und blitzschnell einen kräftigen Anhieb setzte. Als der Hänger sich trotz des Anhiebs nicht von der Stelle rührte, folgte rasch ein zweiter Anhieb. Jetzt kam Bewegung in meinen Hänger, und zwar mehr als mir lieb war. Ich rief meinem Kollegen zu, dass ich wahrscheinlich die 60iger gehakt hätte. Der Fisch stürmte in einer ungestümen Flucht in einem Zug rund 30 Meter seewärts, als wir zu Gesicht bekamen, mit wem ich es am anderen Ende meiner Angelschnur zu tun hatte. Es war nicht die besagte 60iger, sondern ein viel größerer, massiger und silberblanker Fischleib einer kapitalen Seeforelle schraubte sich in voller Länge aus dem Wasser und fiel laut klatschend in sein Element zurück. Wieder einmal hatte ich nach jahrelangem Warten und unermüdlichem und verbissenem Fischen offensichtlich eine kapitale Seeforelle am Haken. Was nun folgte, war eine jener rasanten und für große Seeforellen typischen Fluchten, wie ich sie in meinem bisherigen Anglerleben schon erleben durfte, und wo ich letztendlich immer nur als zweiter Sieger dastand, weil der Drill stets zu Gunsten des Fischs ausgegangen war. Die Seeforelle war in ihrer Flucht nicht zu bremsen und zog rasend schnell in Richtung Seemitte. Angesichts meiner doch recht schwachen 0,22mm dünnen Monofilschnur sah ich sorgenvoll auf die sich rasch leerende Spule meiner Rolle. Schon sah ich die letzten Wicklungen der Schnur und deren Endknoten um die Spulenachse durchschimmern. Nur nicht die Spule bis zum Endknoten leerziehen lassen und dann tatenlos zusehen müssen, wie der kraftvolle Fisch abriss, waren die Gedanken die mir durch den Kopf schossen. Nachdem der Fisch rund 280m Schnur von der Spule abgezogen hatte, stoppte er plötzlich und abrupt seine Flucht und strebte nun dem Gewässergrund zu. Das verhieß wiederum nichts Gutes, denn ich wusste was jetzt kommen würde. Entweder versuchte der Fisch jetzt eines der zahlreichen Hindernisse in Form von Ästen, Wurzeln und Baumstümpfen zu erreichen, um dort meine Angelschnur zu verwickeln und abzureißen, oder er wollte das lästige Dingsda in seinem Maul loszuwerden, indem er kopfüber sein Maul immer wieder in den Gewässergrund rammte. Sie sind mit allen Wassern gewaschen, gewitzigt und stark, die großen Seeforellen. Die massiven, harten und in kurzen Abstand aufeinanderfolgenden Schläge, welche ich nun über die Angelrute deutlich spürte, telegrafierten mir vom Gewässergrund die Botschaft herauf, dass der Fisch anscheinend sein Heil mit der Wahl der zweiten Befreiungsvariante gewählt hatte und seinen Kopf mit dem Maul voraus ein ums andere Mal in den Gewässerboden rammte. Schon einmal hatte ich nach längerem Drill eine hochkapitale Seeforelle auf diese Weise verloren, nachdem sie mir den im Maul hängenden Wobbler am Gewässergrund regelrecht in zwei Teile zerbrochen hatte. Angesichts der Tatsache, dass ich aufgrund dieser Befreiungsvariante des Fisches nun sowieso nichts mehr zu verlieren hatte, begann ich den Zug zu forcieren und versuchte mehr Druck auf den Fisch auszuüben, um ihn vom Boden wegzubringen, bevor es ihm gelingen würde meinen Köder zu zerbrechen. Die Schnur begann unter der Spannung zu singen und drohte jeden Moment zu reißen. Dann, nach zehn Minuten, die mir wie eine Ewigkeit erschienen, bewegte sich die Seeforelle Gott sei Dank wieder in Richtung Wasseroberfläche. Von dort unternahm sie jetzt abwechslungsweise, lange Fluchten nach rechts und links. Nach einer weiteren guten halben Stunde durchbrach weit draußen im See zum ersten Mal eine struppige Rückenflosse die Wasseroberfläche und ein ganzes Stück dahinter war ein mächtiges Schwanzruder zu sehen. Der Fisch schien langsam zu ermüden. Jetzt wusste ich, dass mir noch die heikelste Phase des Drills bevorstand, in welcher schon viele sicher geglaubte Fänge verlorengingen. Es galt die Forelle ans Ufer zu bringen und am Steilufer einen geeigneten Landeplatz zu finden. Der Fisch war jetzt ruhiger geworden und seine Fluchten wurden zunehmend kürzer. Vorsichtig begann ich ihn mit der Angelrute in Richtung Ufer zu pumpen. Nach weiteren endlos erscheinenden Minuten sah ich „meine“ Seeforelle zum ersten Mal aus nächster Nähe. Der Haken des Köders hing noch immer sicher im Maulwinkel. Eine Sorge weniger! Der Fisch hatte sich während des langen Drills so verausgabt, dass ich ihn jetzt ohne größere Mühe in den Uferbereich ziehen konnte. Ich watete ihm entgegen und bugsierte seinen riesigen Kopf in die viel zu kleine Öffnung meines klappbaren Fliegenfischerkeschers, den ich rasch aus der Tasche meiner Anglerweste geholt hatte. Der Fisch tat keinen Muckser mehr und hatte sich zur Seite gelegt. Per Schwanzwurzelgriff packte ich ihn und trug ihn samt Angelrute und Fliegenfischerkescher ans sichere Ufer. Die Freude über den Kapitalfang war groß. Es war ein Milchner mit einem ausgeprägten Laichhaken. Das angelegte Maßband ergab eine Länge, welche die 90 cm nur knapp verfehlte. Schnell wurden von meinem Angelfreund einige Erinnerungsfotos geschossen, dann versorgte und verstaute ich den Fang vorsichtshalber sofort im Kofferraum meines Autos. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass es in manchen Gefilden meiner Fischereireviere nicht ratsam war seine Fänge in allzu überschwänglicher Freude kundzutun oder gar herumzuzeigen, um dadurch Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dieses Fangerlebnis war zu kostbar, als dass ich es mir von einigen neidischen Blicken und missgünstigen Kommentaren verderben lassen wollte.

Gelassen verbrachte ich den restlichen Nachmittag nichtfischend am Ufer des Fangplatzes und schaute entspannt meinem Freund beim Fischen zu. Sehr zu meiner Freude gelang es ihm kurze Zeit später noch die besagte 60iger Seeforelle (vielleicht war es auch eine andere) zu fangen. „Anglerherz was willst du mehr?“, dachten wir, während wir in stiller Freude schwelend, und schweigend in unseren eigenen Gedanken versonnen, das Angelzeug zusammenpackten. Anschließend fuhren wir zu einem guten Freund und tranken dort das ein und andere gute Glas Rotwein und ließen unser Erlebnis Revue passieren. So klang dieser ereignisreiche Anglertag in gemütlicher Runde aus.

Einige Zeit später verbreitete sich in Anglerkreisen über den „Anglermundfunk“ langsam die Kunde, dass anscheinend nach längerer Zeit wieder einmal von einem glücklichen Angler eine kapitale Seeforelle gefangen worden sei.

Text: FishFirst

Am Ziel der Träume - mit einer kapitalen Seeforelle in den Händen
Als bleibende Erinnerung - die Trophäe des Ausnahmefisches
Ein großer Seeforellenmilchner