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  • Schuppenkarpfen
  • Dohlenkrebs - die einzige heimische Flusskrebsart in Südtirol.
  • Dreistacheliger Stichling - Geschützte Kleinfischart in Südtirol
  • Die Bachschmerle - heute sehr selten in Südtirol
  • Bachforelle - die dominante Fischart der Fließgewässer Südtirols in mittleren bis hohen Lagen.
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  • Hochrückige Seeforelle
  • Kapitaler Flussbarsch auf Nymphe
  • Äsche - das kleine Maul und die spitz zulaufende Pupille weisen auf einen Kleintierfresser hin.
  • Traumhafte Marmorata aus der Etsch
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Die edle Dame: Die Äsche

Adulte Äsche

Artenvielfalt und Verbreitung in Europa:

Die Fischfamilie der Äschen wird in Europa durch mehrere Arten vertreten. Während die Arktische Äsche (Thymallus arcticus) in Europa nur im östlichsten Teil des Kontinents, in Sibirien, beheimatet ist, erstreckt sich das natürliche Verbreitungsgebiet der Europäischen Äsche (Thymallus thymallus) nahezu über den gesamten Europäischen Kontinent. Mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel und den küstennahen Atlantikküsten gehört die Äsche zur typischen Fischfauna von mittelgroßen Fließgewässern in Europa. Allerdings unterscheiden sich die Äschenpopulationen verschiedener Europäischer Flussgebiete bisweilen vor allem auf genetischer Ebene sehr deutlich, was auf eine lange unabhängige Stammesgeschichte hinweist. So unterscheidet man innerhalb der Art der Europäischen Äsche verschiedene Stämme, welche die verschiedenen großen Flussgebiete besiedeln und sogar innerhalb großer Flussgebiete unterschiedliche Stämme ausgebildet haben. Ein besonderes Beispiel betrifft die Äschenbestände der Donau, welche auf Basis von genetischen Untersuchungen in zumindest drei Stämme zu unterteilen sind. Südlich der Alpen kommt im Po Gebiet die so genannte “Adria Äsche” vor, welche auch die heimische Äsche für die Etsch darstellt. Dieser Stamm wird mittlerweile auch als eigene Art beschrieben und dann als Thymallus aeliani bezeichnet. Hingegen kommen im Osten des Landes, im Eisacktal und Pustertal, erstaunlicherweise mehrheitlich Vertreter der Donau/Drau-Äsche vor, während die Adria-Äsche hier gänzlich fehlt.

Eisack bei Schrambach
Eisack bei Schrambach
Etsch bei Neumarkt
Etsch bei Neumarkt

Genetik und Verbreitung in Südtirol:

Aus genetischer Sicht kommen in Südtirol schwerpunktmäßig zwei Äschen Stämme vor. Während im Westen des Landes, in der Etsch und Unterlauf des Eisacks, der Adria Stamm (“Temolo Padano”) vorkommt, gehören die Äschenbestände im mittleren Abschnitt des Eisacks sowie in Rienz, Gader, Antholzerbach und Ahr mehrheitlich dem Drau/Donau Stamm an. Für diese erstaunliche Verbreitung nimmt man heute an, dass sie nicht auf Besatzmaßnahmen der letzten Jahrzehnte zurückzuführen sind, sondern dass diese Fische vermutlich aus sehr alten, mittelalterlichen Versetzungen von der Nordseite der Alpen entstammen. Eine ähnliche historische Verbreitung von Fischarten über den Alpenhauptkamm ist übrigends auch für den Seesaibling und die Bachforelle als wahrscheinlich einzustufen.

Zusätzlich wurden seit den 1970er Jahren aber auch Äschen aus weit entfernten Flusseinzugsgebieten in Südtirol besetzt. Die Besatzmengen waren zwar nich sonderlich hoch, haben aber ausgereicht, um ihre genetischen Spuren bis in die heutige Zeit weiterzugeben. Tatsächlich finden wir in allen Südtiroler Beständen (wenngleich in unterschiedlichen und bisweilen auch geringen Prozentsätzen) genetische Signale von Äschen aus dem Rheingebiet, aus Skandinavien oder aus dem Balkangebiet. Aus den Fehlern der Vergangenheit hat man in Südtirol mittlerweile gelernt, sodass der Besatz mit Fischen nicht heimischer Herkunft heute landesweit verboten ist.

Heute kommt die Äsche in Südtirol in der Etsch ab Glurns, im Eisack ab Brixen, in der Rienz ab Niederdorf, in der Ahr ab Sand in Taufers sowie in den untersten Abschnitt von Gader, Falschauer und Talfer vor. Hinzu gibt es Vorkommen im Antholzer Bach und im Toblacher See. Schließlich wurden in der Vergangenheit versuchsweise auch einige Stauseen mit Äschen besetzt. Der eigentliche, angestammte Lebensraum der Fischart betrifft aber die mittleren unteren Abschnitte der Fließgewässer, welche aufgrund der natürlichen Dominanz dieser Fischart daher auch “Äschenregion” bezeichnet wird.

Genetische Linien (Unterarten) der Äsche in Mittel/Südeuropa. Die blau eingefärbten Zonen sind die Areale der Adria-Äsche.
Genetische Linien (Unterarten) der Äsche in Mittel/Südeuropa. Die blau eingefärbten Zonen sind die Areale der Adria-Äsche.
Verwandtschaftsbeziehungen der Äschenlinien in Europa.
Verwandtschaftsbeziehungen der Äschenlinien in Europa.

Aussehen, Biologie und Bestandsdichten:

Als typischer Bewohner stark strömenden Wassers weist die Äsche einen langgestreckten, seitlich etwas abgeflachten Körper auf, mit einem kleinen, leicht unterständigen Maul, welches sie zusammen mit den deutlich größeren Schuppen deutlich von den verwandten Forellen und Saiblingen unterscheidet. Die Rückenflosse der Äsche ist markant ausgebildet und bei männlichen Exemplaren zu einer besonders farbenprächtigen und stark verlängerten 'Fahne' ausgeprägt. Die Grundfärbung der Äschen ist in einem eher schlichten grau-grün gehalten, mit teilweise gelben Flecken an der Basis von Brust- und Bauchflossen und silbrig-weissem Bauch. Die Schwanzflosse der Äschen ist stark zugespitzt und gegabelt und rötlich bis bläulich eingefärbt. Ähnlich den ebenfalls auf Kleinnahrung spezialisierten Renken, weisen Äschen vergleichsweise große Augen auf, deren Pupillen nach vorne etwas zugespitzt sind, was ihnen die Wahrnehmung selbst von sehr kleinen Nahrungsorganismen erleichtert.

Die durchschnittliche Lebenserwartung bei mitteleuropäischen Äschenpopulationen liegt bei vier bis fünf Jahren mit einzelnen bis zu acht Jahre alten Fischen. Im hohen Norden Skandinaviens, wo die Äschen aufgrund kargerer Lebensbedingungen deutlich langsamer abwachsen, können einzelne Individuen hingegen durchaus ein Alter von 13 bis 15 Jahren erreichen. Durchschnittlich erreichen Äschen dabei eine Länge von 30 bis 50 cm und ein Gewicht von 0,3 bis 1,0 kg, jedoch können einzelne Exemplare auch bis über 60 cm lang und dann ein Rekordgewicht von über 3 kg erreichen. Die Geschlechtsreife wird dabei bei Männchen mit einem Alter von zwei bis vier Jahren erreicht, während die Weibchen erst ab einem Alter von drei oder vier Jahren die Geschlechtsreife erreichen.
Während in Nordeuropa auch natürliche Bestände in Seen sowie in Brackwasserregionen und Küstenregionen der Ostsee und des Kattegat vorkommen, besiedelt die Äsche hierzulande zumeist klare, schnellströmende und sauerstoffreiche Fließgewässerstrecken unterhalb der eigentlichen Forellenregion. Hier hält sich die Äsche, in kleineren Gruppen formiert, in stark strömenden Flussbereichen, oft inmitten des Flusses auf, um auf Drift und Anflugnahrung zu warten, oder um Bodenorganismen vom Flussbett abzuweiden. Diese Bevorzugung exponierter, oft ohne jegliche Deckung versehener Bereiche ist auch mit ein Grund dafür, dass die Äsche nur allzu leicht von fischfressenden Vögeln, wie etwa dem Kormonan, gejagt werden kann.

Die Nahrung der Äsche besteht vorwiegend aus Anflugnahrung, bodenlebenden Insektenlarven, darunter Eintagsfliegen-, Köcher-, Zuckmücken-, Steinfliegenlarven, sowie aus Kleinkrebsen, wie etwa Bachflohkrebsen. Nur kapitale Exemplare nehmen gelegentlich auch Fischbrut sowie Jungfische als Nahrung auf.

Im Gegensatz zu Forellen und Saiblingen spielt sich die Fortpflanzung der Äschen im Frühjahr ab, vor allen in den Monaten März bis Mai. In dieser Zeit wandern die Äschen meist nur kurze Strecken zu ihren angestammten Laichplätzen, welche sich im meist seichten, schnell strömenden Wasser über Kiesbetten befinden. Nur in Ausnahmefällen werden weiter entfernt liegende Laichplätze aufgesucht. Nach heftigen Laichspielen werden die Geschlechtsprodukte über flachen Laichgruben abgegeben, wonach sich die befruchteten Eier unter wenigen Zentimetern Kies entwickeln. Die Eimenge beträgt etwa 5.000 bis 7.000 Eier je Rogner und Kilogramm Körpergewicht. Die Eientwicklung ist dabei wesentlich kürzer als bei Bachforellen und dauert typischerweise zwei bis vier Wochen (180 – 200 Tagesgrade). Die frischgeschlüpften Larven sind nach etwa 10 Tagen fressfähig und schließen sich schnell zu kleineren Schwärmen zusammen, die sich in strömungsberuhigten Flussabschnitten aufhalten. Wer sich dann zwischen Mai und Juni an die größeren Südtiroler Flüsse begibt und dort flache Uferabschnitte aufmerksam beobachtet, wird an guten Jahren (ohne größere Frühjahrshochwässer) durchaus große Ansammlungen von Äschenbrut vorfinden können.

Die besonders lange Rückenflosse der männlichen Äsche wird in der Fischersprache als
Die besonders lange Rückenflosse der männlichen Äsche wird in der Fischersprache als "Fahne" bezeichnet.
Äsche - das kleine Maul und die spitz zulaufende Pupille weisen auf einen Kleintierfresser hin.
Äsche - das kleine Maul und die spitz zulaufende Pupille weisen auf einen Kleintierfresser hin.
Äsche - die goldene Längsstreifung ist typisch für die Bestände im Osten des Landes
Äsche - die goldene Längsstreifung ist typisch für die Bestände im Osten des Landes
Äsche
Äsche
Die Rückenflosse der weiblichen Äsche ist wenig stark ausgebildet als jene des männlichen Tieres.
Die Rückenflosse der weiblichen Äsche ist wenig stark ausgebildet als jene des männlichen Tieres.

Gefährdungsursachen und Gegenmaßnahmen:

Leider ist heutzutage die natürliche Reproduktion der Äsche stark eingeschränkt. Flussverbauungsmaßnahmen, vor allem aber die Verkittung der für die Fortpflanzung notwendigen Kiesbetten durch wiederholte Stauraumspülungen, zudem Schwallbetrieb und der vermehrte Fraßdruck durch Massenauftreten von Kormoranen haben entsprechend dem europäischen Trend auch in Südtirol den Äschenbeständen arg zugesetzt. Aus diesem Grund sollten die in den letzten Jahren durch die Agentur für Bevölkerungsschutz initialisierten Rückbaumaßnahmen unserer Flüsse weiter vorangetrieben und intensiviert werden. Zudem benötigen unsere Flüsse und deren Äschenbestände dringend technische Lösungsansätze zur Reduktion von Stauraumspülungen und Schwallbetrieb, der periodisch weite Kiesflächen der Flüsse trockenlegt.

Denn nur in ökologisch funktionierenden Flusslebensräumen wird es möglich sein, unsere heimische Äsche, als ein wichtiges Element der Fischfauna Südtirols, zu schützen und langfristig zu erhalten.

Text: FishFirst

Spülung eines Stauraums - dadurch werden in kurzer Zeit große Mengen an Feinsediment über den Fluss abtransportiert
Spülung eines Stauraums - dadurch werden in kurzer Zeit große Mengen an Feinsediment über den Fluss abtransportiert
Schwall an der Etsch - täglich schwankt der Wasserstand aufgrund der Stromerzeugung (Foto: Vito Adami)
Schwall an der Etsch - täglich schwankt der Wasserstand aufgrund der Stromerzeugung (Foto: Vito Adami)
Sunk an der Etsch - täglich schwankt der Wasserstand aufgrund der Stromerzeugung (Foto: Vito Adami)
Sunk an der Etsch - täglich schwankt der Wasserstand aufgrund der Stromerzeugung (Foto: Vito Adami)
Flussstau an der Töll
Flussstau an der Töll