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Groß und größer - manche Jungangler haben eine besondere Beziehung zu Großbarschen

Manche Jungfischer haben eine besondere Beziehung zu großen Flussbarschen

Abziehendes Gewitter über dem Montiggler See

Es ist wohl wie bei jeder anderen menschlichen Tätigkeit auch, Vorlieben und Talente sind unter den Menschen wahrlich nicht gleichmäßig verteilt. Dies gilt zweifelsohne auch für die Fischerei. Wenigen Menschen wird der Bezug zu Fischen und zur Angelei direkt in die Wiege gelegt. Neben einem angeboren Instinkt für Fische und Fischerei werden sie angetrieben von einer unbändigen Neugier gegenüber den geheimnisvollen, stillen Bewohnern unserer Gewässer. Während bei Erwachsenen dieser direkte Bezug zum Wasser leider oft dem Streben nach immer kapitaleren Fängen und der Bekanntmachung derselben weicht, kann man bei Kindern und Jugendlichen das echte, unverfälschte Interesse an den Wasserlebewesen immer wieder hautnah erleben. Von einem solchen Jungangler handelt dieser Erlebnisbericht.

Das erste Zusammentreffen

Ich lernte Simon vor vielen Jahren im Rahmen des ersten Südtiroler Raubfischseminars für Jungfischers kennen. Damals lud der Landesfischereiverband Südtirol den bekannten Raubfischexperten Dori Baumgartner zu einem gemeinsamen Angeltag mit Junganglern am Montiggler See ein. Es war mir eine Freude an dieser Verstaltung teilzunehmen und dort traf ich, wie gesagt, zum ersten Mal auf den Jungangler Simon. Der Bub fiel mir damals sofort auf. Ein wenig abseits von der aufgeweckten Gruppe, verfolgte Simon schüchtern aber immer aufmerksam das Geschehen. Nach einem theoretischen Teil, in welchem allerhand Fragen zu Köder und Techniken beantwortet wurden, hielt es die Jugendtruppe nicht mehr auf ihren Plätzen. Schnell waren die bereitgestellten Boote besetzt und so verteilten sich die Jungangler rasch auf dem Waldsee, um ihr Glück auf Hecht und Flussbarsch zu versuchen. Die Fischerei gestaltete sich, wie so oft auf dem “launischen” See, schwierig, sodass bis in den Nachmittag hinein die Fänge eher bescheiden ausfielen. Dies tat aber dem Angelspaß keinen Abbruch, es war eine Augenweide der konzentrierten Fischerrunde vom Steg aus zuzuschauen.

Die Riesenchance am Montiggler See

Als Simon am späten Nachmittag aus einem der Angelboote entstieg, fragte ich ihn, ob er mit mir noch eine Runde auf dem See machen möchte und so stachen wir nochmals in See. Schnell waren die mit Nymphen bestückten Paternostersysteme auf einer “Barsch-verdächtigen” Stelle ausgeworfen. Der steinige Seegrund fällt hier steil von etwa 3 Metern im Bereich der Scharkante auf gut 7 Meter Tiefe ab. Im Flachwasser versammeln sich in den Sommermonaten im Abbruchbereich oft große Schwärme von Rotfedern und kleinen Barschen, die wiederum ihre großen Artgenossen wie magisch anziehen.

Auch an jenem Tag dauerte es nicht lange bis sich die ersten, zunächst halbstarken, Barsche für unsere künstlichen Fliegen interessierten und wir die ersten Fische an Bord befördern konnten. Darauf folgten einige gute Fische, die Simon an der feinnervigen Rute mit erstaunlicher Routine ausdrillte. Dann war für einen kurzen Moment Pause und kein Fisch schien sich mehr für unsere Köder zu interessieren.

Aber da! Ein feinster Zupfer zeigte doch den Anbiss eines besonders vorsichtigen Fisches an, den Simon aufmerksam mit einem entschlossenen Anhieb quittierte. Zunächst kurberte er die Montage ohne größere Gegenwehr richtig Wasseroberfläche, doch kurz vor dem Boot ging plötzlich nichts mehr. Es müsse wohl ein Hänger sein, so war jedenfalls die Überzeugung von Simon. Ich hatte hingegen einen ganz anderen Verdacht, doch noch bevor ich diesen zu äußern imstande war, bog sich feine Hegenerute auf beängstigende Weise und die Rollenbremse heute auf. Ein großer Räuber, mein Verdacht fiel auf einen Hecht, musste sich genau jenen Köderfisch geschnappt haben, der seinerseits auf Simon's Kunstfliege hereingefallen war. Der nachfolgende Drill gestaltete sich angesichts des dünnen, 0.18mm Vorfachs lang und schwierig. Schließlich gelang es Simon den sich mit sturen Kopfschlägen wehrenden Widersacher bis ganz nahe an die Bootswand zu dirigeren. Er zwang den Fisch auf meinen Rat hin genau in meine Richtung, damit ich eine Chance bekam den großen Räuber mit der Hand zu landen. Der Kescher lag (wieder einmal…) gut verstaut im Kofferraum meines Wagens – mea culpa! Was dann aber unter meinem Boot auftauchte, werde ich bestimmt nie mehr vergessen. Ein gewaltiger Flussbarsch, mit Sicherheit um Einiges jenseits der magischen Halbmetermarke, hatte sich eine knapp handlange Rotfeder geschnappt, welche an Simon's Nymphe hing. Es ist ohne Zweifel bis heute der größte Flussbarsch, der mir je zu Gesicht gekommen ist. Jedenfalls war der Köderfisch selbst für den Monsterbarsch ein wenig zu groß und so kam es wie es kommen musste. Der Flussbarsch spukte die Rotfeder einfach aus und verschwand nach einem kurzen Augenblick, in dem er sich regungslos und mit weit gespreizter Rückenflosse knapp unter der Wasseroberfläche in voller Pracht zeigte, in den Tiefen des Sees.

Revanche am Lago di Caldonazzo

In dieser Form konnte unsere gemeinsame Flussbarsch Erfahrung selbstredend nicht enden und so verabredete ich mich mit Simon und seinem Vater einige Zeit später erneut zum Barschfischen. Dieses Mal wollten wir unser Glück an einem anderen Gewässer versuchen und so begaben wir uns gegen Mitte Juni an den Lago zu Caldonazzo. Schnell war das Angelgerät im Boot verstaut und nach kurzer Überfahrt erreichten wir wenig später das immer barschträchtige, steile und steinige Ostufer des Sees. Im Bereich einiger tief in den See ragender, umgestürzter Bäume befinden sich hier gleich mehrere gute Angelplätze in unmittelbarer Nachbarschaft. So verankerten wir das Boot und begannen unsere Paternoster Systeme auszuwerfen. Nach zwei, drei Standortwechsel stöberten wir schließlich einen guten Flussbarsch Schwarm auf und konnten in kurzer Zeit mehrere gute Fische an Bord holen. Dann aber kam es zu einer Wiederholung der Geschehnisse vom Montiggler See: Wieder bog sich die Rute von Simon in beängstigender Weise und ein schwerer Fisch sprintete davon. Doch dieses Mal hatten wir das Glück auf unserer Seite und so konnten wir nach einem aufregenden Drill einen ebenfalls beeindruckend großen Flussbarsch sicher landen. Der Fisch war nur wenig kleiner als das verlorene Rekordexemplar vom ersten Fischgang und verfehlte die 50 cm Marke wahrlich nur um Haaresbreite.

Seit damals ist mir klar: Manche Jungfischer haben offensichtlich eine ganz besondere Beziehung zu großen Flussbarschen…

Text: FishFirst